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Lebenskunst

Wolfgang Schuhmacher

Durch die Jahrhunderte hindurch beschäftigen sich Menschen mit dem Erlernen der „ars vivendi“, der Lebenskunst. Sie ist zum einen darauf ausgerichtet, ein „gutes“ und „gelingendes“ Leben zu gestalten. Die großen Weisen vergangener Zeit haben es verstanden, immer wieder neu darauf hinzuweisen, dass es hier um viel mehr geht als um Geld und Reichtum. So bat König Salomo Gott um Weisheit und darum, dass er immer in seinem Leben Gottes Nähe erfahren dürfe, um seinen eigenen Begrenzungen standhalten zu können und so seinem Volk zu dienen. Der Weisheit bedurfte er auch, um sich in seine Endlichkeit im irdischen Dasein einfinden zu können. So gehört zur „ars vivendi“ zum anderen untrennbar auch die „ars moriendi“, die Kunst des Sterbens. Denn mitten im Leben ist es bei aller Freude am Leben das tägliche Abschiednehmen, das untrennbar zu uns Menschen dazu gehört.

Christliche Lebenskunst

Christliche LebenskunstZusammen mit Peter Bubmann verstehe ich Lebenskunst als explizit christliche Lebenskunst:
Christliche Lebenskunst ist die Fähigkeit, Gottes Kraft und Geist wahrzunehmen, sich von ihm bestimmen zu lassen; spielerisch Gottes Schalom vorhersehen und Zukunftsklänge erlauschen, die bessere Welt im Reigen der Liturgie schmecken und fühlen.

Nachbildung – Einbildung – Umbildung

Sie gewinnt ihr Profil als Nachbildung: Wie sich der Gott der Bibel durch Treue, Liebe und Gerechtigkeit frei für den Menschen festlegt, so sollen wir Menschen als Ebenbilder Gottes unsere Freiheit gebrauchen. Die Begegnung mit Gott in den Symbolen des Heiligen und die Zuwendung zum anderen Menschen, zum fremden allzumal, gehören daher zusammen; dazu Ehrfurcht vor aller Kreatur; Vertrauen, darauf, getragen zu sein von der höheren Macht Gottes; Hoffnung auf die kommende Welt. Zu solchem lebenskünstlerischem Lebensstil bedarf es der Einbildungen: Wo sich der Heilige Geist in unser Leben „hineinbildet“, wachsen Träume und Visionen gelingenden Lebens, von Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Natur als Kreatur Gottes. Sie wirken zurück auf unsere Lebenseinstellungen und Werthaltungen und bestimmen einen profilierten christlichen Lebensstil.
Christliche Lebenskunst ist auch angewiesen auf die Kunst der Unterbrechung: Allzu Eingeschliffenes, ungerecht Etabliertes muss unterbrochen werden, um aufzubrechen ins verheißene Reich Gottes. Zum anderen ist Unterbrechung nötig, um innezuhalten. Erst wer innehält, erinnert sich an versprochene Freiheit und an erlittene Unfreiheit. Erst wer innehält, wird Freiheit gegenwärtig dankbar spüren und sie schmerzlich vermissen. Erst wer innehält, kann Freiheitsmöglichkeiten für die Zukunft voraussehen und abwägen. Christliche Lebenskunst bedeutet also: die eigene Freiheit wahrnehmen, aufbrechen und innehalten.

Persönlichkeitsbildung

Freiheit als Kraft des christlichen Lebens ist aber auch ein Können, das gelernt sein will. Deshalb gehört die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit zur umfassenden Lebenskunstbildung dazu, alltagspraktisch, beruflich, wissenschaftlich, politisch, ästhetisch, ethisch und spirituell.

Lebenskunstberatung

Lebenskunstberatung, wie ich sie als Teil meiner beruflichen Tätigkeit verstehe, zielt auf die reflektierte Wahrnehmung, Gestaltung und Kritik solcher christlicher Lebenskunst. Sie ist nicht auf Belehrung angelegt, sondern will den Ratsuchenden ermöglichen, ihre eigenen Ressourcen und Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.