• Hildegard von Bingen
  • Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen

Ihre Bedeutung für Menschen heute

Hildegard - wichtige Gestalt für Menschen heute

Hildegard zählt als Frau aus dem Mittelalter und Gestalt aus vorreformatorischer Zeit zu den Heiligen der ganzen Christenheit. Sie hat Seherin01 für zahlreiche Menschen unterschiedlicher christlicher Konfessionen große Bedeutung. Aus zahlreichen Ländern kommen Menschen auf den Rupertsberg und anderen Wirkungsorten Hildegards weil sie Hildegard selbst und ihre Werke schätzen.  Bis auf den heutigen Tag hilft sie Menschen in ihrer Sehnsucht nach Heilsein, ihren eigenen Weg zu Gott als ihren eigenen Glaubensweg zu finden und zu gehen. Es sind wohl gerade ihre in Bilder gefassten Visionen, die in Menschen heilsame Kräfte des Glaubens wecken und sie so ermutigen,  auf ihrem Weg durch diese Zeit der Führung durch Gottes Geist zu vertrauen.

Menschen, die Hildegard begegnen, spüren ihren feinen Realitätssinn. Sie, die das Singen des Gotteslobes und die Musik als Widerhall der himmlischen Harmonie erkennt, besitzt auch eine tiefe Sensibilität für die Missklänge der Wirklichkeit.  Mit ihrem ausgeprägten Gespür für Krankheiten und die Wirkungen der Sünde zeigt sie den inneren Zusammenhang von Heil und Heilung. Menschen können heute von dieser Frau aus dem Mittelalter die tiefe lebensbejahende Weisheit christlichen Glaubens neu entdecken und lernen. Sie lehrt auch, auf  die Grünkraft (einer ihrer Lieblingsbegriffe!) des Heiligen Geistes zu achten, die Heil und Heilung voranbringt.  Hildegard von Bingen weckt in Menschen heute neu die Sehnsucht nach einer ganzheitlich gelebten Spiritualität und nach Heilsein.

Immer wenn Hildegard die Kirche und die Menschen ihrer Zeit (egal ob Reiche oder Arme, ob Papst oder Kaiser) lobt oder mit ihrer Kritik Umkehr und Erneuerung anmahnt, verfolgt sie dabei das gleiche Ziel. Sie will einschärfen: Gottes Liebe und Treue hat die Welt nicht nur erschaffen, sondern er erhält sie auch. Der Mensch ist dazu berufen, das Geschenk der göttlichen Tugenden zu ergreifen und in der Welt durch sein Tun zu einem Spiegel der Liebe Gottes zu werden.

Mit dieser Botschaft bleibt Hildegard gerade auch für unsere moralisch wie ökologisch gefährdete Zeit hochaktuell. Für die, die sich von ihr inspirieren lassen, wird sie zu einer Kirchenlehrerin ganzheitlicher christlicher Lebenskunst.

Hildegard in der römisch-katholischen Kirche

Hildegard von Bingen gehört ganz sicher zu den „bedeutendsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte“. Diese Einschätzung des verstorbenen Trierer Bischofs Dr. Hermann Josef Spital anlässlich der Feier des 900. Geburtstages der Heiligen im Jahr 1998 wurde durch die Heiligsprechung Hildegards durch Papst Benedikt XVI. am 10. Mai 2012 und ihre Erhebung zur Kirchenlehrerin am 7. Oktober 2012 mehr als bestätigt. Hildegard wurde durch die Jahrhunderte hindurch von den Menschen immer als Heilige angesehen und verehrt, jedoch nie offiziell heiliggesprochen, obwohl mehre Päpste im Laufe der Geschichte sie als Heilige bezeichnet haben. Auch Papst Johannes Paul II. nannte Hildegard im Jahre 1979 aus Anlass des Jubiläums zu ihrem 800. Todestag öffentlich „heilig“.

1979 baten die Deutschen Bischöfe den Papst um die Erhebung der Hildegard zur Kirchenlehrerin. Sie betonten neben der Heiligkeit Hildegards auch die Vorzüglichkeit ihrer theologischen, naturkundlichen und musikalischen Schriften. Auch die katholischen Frauenverbände kfd und KdFB und viele andere wünschten sich anlässlich der Feier des 800. Todestages der Heiligen 1979 deren Erhebung zur Kirchenlehrerin. Im Jahr 2010 erneuerten die Äbtissin und der Konvent der Abtei St. Hildegard in Eibingen dieses Anliegen.

Ab diesem Zeitpunkt ging alles sehr schnell. Papst Benedikt XVI. beauftragte im Januar 2011 die vatikanische Kongregation für die Heiligsprechungen mit der Wiederaufnahme der Causa Hildegardis mit dem Ziel, Hildegard so bald wie möglich heilig zu sprechen und zur Kirchenlehrerin zu erheben. Am 10. Mai 2012 wurde Hildegard offiziell nach einem langen Weg von über 800 Jahren für die ganze Kirche zur Heiligen erklärt und damit die über viele Jahrhunderte andauernde Praxis der Verehrung Hildegards als Heilige durch das gläubige Gottesvolk von der Kirche bestätigt.

Würde heute der SWR wie im Jahr 2007 noch einmal fragen, wer denn die größten 100 Rheinland-Pfälzer seien, käme Hildegard ganz sicher nicht „nur“ auf den 4. Platz, sondern könnte wohl die drei Männer vor ihr überholen. Innerhalb der röm. kath. Kirche wurde sie nun nach Katharina von Siena, Theresa von Avila und Theresia von Lisieux als vierte Frau überhaupt zur Kirchenlehrerin erhoben. Mit der heiligen Hildegard und dem heiligen Johannes von Avila zählt die röm kath. Kirche ab dem 7. Oktober 2012 nun 35 Kirchenlehrer und Kirchenlehrerinnen.

Papst Benedikt der XVI. würdigt im Heiligsprechungsdekret vom 10. Mai 2012 die Bedeutung Hildegards für die Kirche folgendermaßen: „In der Person Hildegards von Bingen stehen die Lehre und das alltägliche Leben in vollstem Einklang. Die Tugenden, die sie mit großem Einsatz lebte, sind fest in der Heiligen Schrift, der Liturgie und bei den Kirchenvätern verwurzelt. Sie führte sie unter dem Licht der Benediktusregel mit Klugheit zur Vollendung. Sie verband ihren scharfen Geist und die Gabe, mit der sie die himmlischen Dinge verstand, mit beständigem Gehorsam, Einfachheit, Liebe und Gastfreundschaft. Sie bemühte sich darum, dass in ihren zahlreichen Schriften ausschließlich die göttliche Offenbarung kundgetan und Gott in seiner klaren Liebe erkannt wird. Hildegards Lehre zeichnet sich sowohl durch die Tiefgründigkeit und die Richtigkeit ihrer Auslegungen aus als auch durch die Neuigkeit ihrer Visionen, welche die Grenzen ihres Zeitalters weit überschreiten: Ihre Texte, die mit der wahren Liebe des Intellekts durchdrungen sind, bringen eine außergewöhnliche Lebenskraft (viriditas) und Frische hervor, wenn man sie betrachtet im Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, der Inkarnation, der Kirche, der Menschheit und der Natur, die der Mensch als Gottes Geschöpf zu betrachten und der er zu dienen hat.“ (Heiligsprechungsdekret vom 10. Mai 2012)